Der Abschlussbericht des Forschungsprojekts „Genderbeziehungen im begrenzten Raum“, das unter der Leitung von Susanne Buckley-Zistel am Zentrum für Konfliktforschung, Philipps-Universität Marburg durchgeführt und von der Deutschen Stiftung Friedensforschung gefördert wurde, ist heute erschienen. Der Bericht ist online zugänglich.
Zusammenfassung
Das Forschungsprojekt Genderbeziehungen im begrenzten Raum konzentrierte sich auf Ausmaß, Bedingungen und Formen von sexueller und genderbasierter Gewalt an Frauen in konfliktbedingten Flüchtlingslagern. Das Ziel des Projekts war es, Muster von sexueller und genderbasierter Gewalt in Flüchtlingslagern wie auch Auswirkungen der humanitären Maßnahmen und Lagerstrukturen auf Flüchtlinge, Genderbeziehungen und Gewalt zu untersuchen. Hierfür wurde ein exploratives Forschungsdesign mit der Fallstudie Kyaka II Refugee Settlement in Uganda genutzt, in dem primär mit Flüchtlingen aus der Demokratischen Republik Kongo geforscht wurde.
Eine hohe Prävalenz von sexueller und genderbasierter Gewalt wurde in Kyaka II festgestellt. Die häufigsten Gewaltformen betrafen Handlungen, Versuche und Drohungen von sexueller Gewalt, häuslicher Gewalt, Verweigerung von Ressourcen sowie frühe und Zwangsheiraten. Obwohl im Lager vor allem weibliche Geflüchtete unter der Gewalt von männlichen Geflüchteten litten, ist die Opfer-Täter*innen-Struktur komplexer. Auch Mitarbeitende humanitärer und Regierungsinstitutionen waren unter den Tätern und männliche Geflüchtete unter den Opfern. Zwar diente die Ansiedlung von Geflüchteten im Lager ihrem Schutz und der Bereitstellung humanitärer Leistungen, jedoch gingen die humanitären Strukturen mit Einschränkungen für die Menschen einher. Ein vollständig unabhängiges Leben mit wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten war selten möglich und die Menschen blieben auf humanitäre Maßnahmen angewiesen. Angesichts der langen Zeit, in der sie im Lager bleiben mussten, verursachte dies Herausforderungen. So wurde Gewalt im Lager unter anderem verübt, um soziale Machtpositionen zu verteidigen und aufrechtzuerhalten, Frauen zu bestrafen, wegen Alkohol, aber auch aufgrund der begrenzten Lebensbedingungen im Lager. Risiken sexueller und genderbasierter Gewalt beschränkten sich jedoch nicht nur auf das Lager, sondern hielten an und waren während Konflikten, Flucht und der Lagerunterbringung miteinander verbunden.
The final report of the research project „Gender relations in Confined Space“, led by Susanne Buckley-Zistel at the Center for Conflict Research, Philipps-University Marburg and funded by the German Foundation for Peace Research, has been published today. The report is available online.
Abstract
The research project Gender Relations in Confined Spaces focused on the scope, forms and conditions of sexual and gender-based violence against women in conflict-related refugee camps. The aim of the project was to understand patterns of sexual and gender-based violence in camps as well as the impact of aid and camp structures on refugees, gender relations and violence. To this end, the project employed an explorative research design with a case study of Kyaka II Refugee Settlement in Uganda, working mainly with refugees from the Democratic Republic of Congo.
A high prevalence of sexual and gender-based violence was found in Kyaka II. The main forms of violence were acts, attempts and threats of sexual violence, domestic violence, denial of access to resources and early and forced marriages. Violence was primarily perpetrated by male refugees against female refugees, but data reveal a more complex victim-perpetrator-structure. Staff of humanitarian and governmental agencies were also among the perpetrators and male refugees among the victims. Although the refugees were settled in the camp for protection and assistance, the humanitarian structures imposed limitations and restrictions on them. Fully independent lives with economic, social and political space to prosper rarely existed, and refugees relied on aid services. Considering the long periods they had to stay in the camp, this caused challenges for them. The project found that violence was perpetrated, among other reasons, to gain or maintain power, to punish women, due to alcohol, and because of limited livelihoods in the camp. Risks of sexual and gender-based violence were, however, not limited to the camp but they continued and were connected during conflict, flight and encampment.