Beiträge zu Gewalterfahrungen von Geflüchteten erschienen

Im Rahmen des Verbundprojekts Flucht: Forschung und TransferFlüchtlingsforschung in der Bundesrepublik Deutschland sind eine Literaturdiskussion und ein Policy Brief über Gewalterfahrungen von Flüchtlingen erschienen. Die Beiträge sind online zugänglich zudem wurde ein Kurzbeitrag im MiGAZIN veröffentlicht:

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Zusammenfassung des Literaturberichts:

Der vorliegende Beitrag bietet einen Überblick über wissenschaftliche Erkenntnisse zu Gewalterfahrungen von geflüchteten Menschen und den Gewaltgefahren, denen sie weltweit ausgesetzt sind. Er bezieht sich auf den seit den 1980er Jahren wachsenden Literaturkorpus und fasst den Forschungsstand anhand von drei zentralen Fragen zusammen: Mit welchen Formen der Gewalt sind Geflüchtete an Aufnahmeorten konfrontiert? Wie hängen Gewaltgefahren für Geflüchtete in konfliktgeprägten Herkunfts- und in Zufluchtsorten zusammen? Wie bewältigen Geflüchtete die unsicheren Lebensbedingungen?

In der Flucht- und Flüchtlingsforschung werden vielfältige Gewaltformen mit komplexen Auswirkungen auf Geflüchtete untersucht. Dabei nutzen Forschende seit den 1980er Jahren zunehmend gendersensible Lesarten der Gewalt, wodurch sie spezifische Gefahren für Frauen herausarbeiten. Zusätzlich zu multiplen physischen Gefahren wie gewaltsamen Übergriffen oder sexueller und genderbasierter Gewalt an Geflüchteten gehen Forschende auf strukturelle Gewaltformen ein, die etwa durch asylrechtliche Restriktionen wie fehlende Freiheitsrechte oder politische, soziale und wirtschaftliche Einschränkungen durch den humanitären Flüchtlingsschutz entstehen. Mit Blick auf Flucht aus bewaffneten Konflikten belegen Studien, dass Gewalterfahrungen und -gefahren in Konflikten, auf der Flucht und in Aufnahmesituationen keine separaten Momente darstellen, sondern anhalten und miteinander zusammenhängen. Aktuell widmen sich Forschende zudem vermehrt der Frage, wie Geflüchtete Gefahren bewältigen, und eruieren individuelle und kollektive Handlungen zum Selbstschutz vor Gewalt in Aufnahmekontexten.

Die gewaltspezifische Literatur zu Flucht und Geflüchteten ist disziplinär, regional und thematisch breit gefächert. Zu den beteiligten Fachrichtungen zählen unter anderem Politikwissenschaft, Soziologie, Anthropologie, Kulturwissenschaften, Geschichts- und Rechtswissenschaft sowie Medizin. Diese Multidisziplinarität prägt die Komplexität und Vielfalt der Forschungsperspektiven und -ansätze im Hinblick auf Gewalt an Geflüchteten. Während Studien in erster Linie auf empirischer Forschung mit Fallstudien in allen Regionen der Welt aufbauen, werden zur Analyse der empirischen Befunde diverse theoretische Ansätze herangezogen. Sie erfassen unter anderem genderanalytische, agency-zentrierte und institutionelle Ansätze.

Trotz eines soliden Fundaments an wissenschaftlichen Untersuchungen bleiben einige Fragen in der Forschung vernachlässigt. Bedarfe für weiterführende Forschung bestehen etwa in der Analyse der genderspezifischen Gefahren für geflüchtete Männer, der Rolle von Geflüchteten als SchutzakteurInnen und der Umstände, warum Gewalt in Konflikten und im Exil anhält und wie sie unterbunden werden kann. Forschungslücken und -bedarfe sind am Ende dieses Berichts zusammengefasst.

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